background mood
X
 

News

6. Februar 2014 | Reto Kesti

Schneesurfen – woher das Snowboarden kommt und es vermehrt wieder hingehen könnte

Taro Tamai stellt der heutigen, europäischen und nordamerikanischen Contestszene erfolgreich ein anderes Bild des ursprünglichen Snowsurfens gegnüber – eine Wohltat zwischen den höchst kommerziellen globalen Events dieses Jahres!

Ein Snowboard eignet sich nicht nur, um Männlichkeit zu beweisen, sondern z.B. auch, um mystische Winterlandschaften zu entdecken.

Ein Snowboard eignet sich nicht nur, um Männlichkeit zu beweisen, sondern z.B. auch, um mystische Winterlandschaften zu entdecken.  

Soulriding statt Triplecorks

Zwischen BEO, X Games und Sochi können die wahren Wurzeln des Snowboardens leicht vergessen gehen... Kids schmeissen sich in harten Parks über teils gefährliche Kicker kopfüber in die Hölle und zurück und beissen sich wortwörtlich an Rails ihre Zähne aus, währenddessen nahegelegene Hänge immer noch pulvrig glitzern. Wächten laden zu easy natural Hits oder surfartigen Sprays ein, wofür aber das kurze Jibboard nicht geeignet wäre.
Eine Bewegung der ganz anderen Art wird von Japan aus durch Taro Tamai und seine Crew gepusht, die glücklicherweise auch langsam in Europa angekommen ist.
Kein geringerer als Mads Jonsson hat mit dem Shapegott ein eigenes Pro Model für Gentemstick entwickelt und kennt sich ja bestens mit allen Facetten des Backcountryaus. Ich hatte in Zermatt kurz Zeit, um seinen «Fly Fisk» Powdersurfer zu testen und war absolut gestoked, wie sich Freeriden mit so einem Gerät unter den Füssen ganz neu anfühlt:
Kein krampfhaftes zurücklehnen oder brennende Oberschenkel, maximaler Float, doch auch bei härteren Stellen oder auf der Piste guter Grip und gar nette Carvingeigenschaften!

Ob die Pipe nahe am Schwarzen Meer wohl auch solche Sprays zulassen wird? Wohl kaum, der Bedarf ist eine andere Frage...

Ob die Pipe nahe am Schwarzen Meer wohl auch solche Sprays zulassen wird? Wohl kaum, der Bedarf ist eine andere Frage...  

A turn can change your life...

Als ich mit dem überaus sympathischen Vertreter Domi Churiki ein wenig über Shapes und ihr entsprechender Anwendungsbereich philosophiert habe, wurden wir uns schnell einig, dass schon ein simpler Turn oder Spray ein erstaunliches Suchtpotenzial haben kann. Menschen sind grundsätzlich nicht so gepolt, dass sie immer wieder am Selben gleichviel Freude haben – normalerweise muss man sich stetig weiterentwickeln oder die Dosis erhöhen, um beim nächsten Mal wieder den gleichen Spassfaktor zu erlangen. Doch glücklicherweise ist dies beim (Schnee-) Surfen nicht zwingend der Fall. Sicher hat dieser Effekt auch viel mit persönlicher Einstellung und vielleicht bewusster Bescheidenheit zu tun – man muss gar lernen, die Schönheit und Qualität in immer wiederkehrenden Bewegungen und Erlebnissen zu suchen und sehen!
Doch dass dies durchaus gelingen kann, beweisen uns eindrücklich und vielleicht nicht ganz zufällig unsere asiatischen Kollegen, welche westlichen Kulturen spirituell oft immer noch ein paar Schritte voraus sind.
Schön, dass sich dann auch ein hippes Mag wie die Pleasure in der aktuellen Ausgabe Meister Tamai widmet, der mit sehr gefühlvollen Bildern die ruhige, unkompetitive und ursprüngliche Seite des Snowboardens zeigt.

Ich gebe gerne zu, dass ich Max Parrots Triple auch dreimal angeschaut habe, weil ich fast nicht fassen konnte, wie verdammt easy und safe er diesen hingestellt hat. Doch kann ich auch mit ähnlichem Interesse eine halbe Stunde lang einfaches Surfen im Slush, Pow und handgeshapeden Bowls bestaunen, wie im Film «The Spring Sessions» zu sehen. Dort wird die «Modern Snowsurf Experience» auch gerne mal mit Jazz untermalt, ehemalige Halfpipes werden z.B. nur frontside gesurft und das Verhältnis Tricks/ Sprays beträgt in etwa 1:700...
Für mich auf jeden Fall mehr als eine gelungene Abwechslung zur hyperaktiven Contestszene und grosse Inspiration generell. Als diese lässt auch die Industrie Gentemstick langsam an sich heran, doch gelungen zu kopieren vermochten grosse Brands bisher kaum. Das ist irgendwie auch gut so, wer das nötige Kleingeld und respekt vor dem grossen Meister hat, soll gefälligst auch diesen unterstützen – hoffentlich gelangt man hier in Zukunft bald einfacher an seine grossartigen Bretter, welche es momentan nur in Zermatt (Julen Sport) und Chamonix zu testen, aber auch online zu kaufen gibt. 

Hier gibt es bereits den neuen Katalog und nun aber endlich einen Ausschnitt aus dem Angepriesenen Film:

THE SPRING SESSION modern snowsurf experience teaser from GENTEMSTICK / THE SNOWSURF on Vimeo.